Nintendos Politik des Schweigens - Nintendo löscht Mario Maker Level von dem bekannten Speedrunner "GrandPOObear"

Schon seit längerer Zeit liest man innerhalb der Mario Maker Community des Öfteren, dass Nintendo unbegründet Level von ihren Servern löscht. Anfangs waren noch meist Level betroffen, die besonders unpopulär waren oder bei denen Spieler einen Glitch (Fehler im Spiel) ausnutzen musste, um das Level abzuschließen. Doch in den letzten Wochen häuften sich die Beschwerden von Leuten, deren Level scheinbar völlig willkürlich gelöscht wurde. Jetzt hat es den Speedrunner und Twitch-Streamer GrandPOObear getroffen bzw. erneut getroffen.

Schon im Januar wurde ein Level von ihm gelöscht, woraufhin er live in seinem Stream mit Nintendo Kontakt aufgenommen hat. Damals wurde sein Level aufgrund des „anstößigen“ Titels „Pile of POO – POOgatory“ gelöscht. POO, auf deutsch „Scheiße“ bezieht sich allerdings auch auf den Namen GrandPOObear und stellt damit ein mehr oder weniger zweideutiges Wortspiel dar.

Nach mehreren Gesprächen mit Nintendo wurde dem Streamer, nachdem seine Level von Nintendos Admistratoren begutachten wurden, attestiert dass seine Level samt der Titel akzeptabel seien.

Im aktuellen Fall wurden nicht nur Level gelöscht, die ein Wortspiel mit „POO“ beinhalten, sondern es wurden alle Level gelöscht. Zusätzlich wurden ihm alle durch diese Level erhaltenen Sterne entzogen. Auch dieses Mal hat POObear seine Erfahrungen mit Nintendo dokumentiert.

Im Fall von GrandPOObear ist der Verlust besonders ärgerlich, da er vor allem Kaizo (besonders schwere) Level hochgeladen hat, wobei er nach eigenen Angaben ca. 100 Stunden in den Upload investiert hat. Des Weiteren ist es auch ärgerlich für die Kaizo-Community, da seine Level relativ populär waren und viele Spieler etliche Stunden in das bewältigen des Levels und vor allem in den Kampf um den Weltrekord gesteckt haben.

Neben dem willkürlichen Löschen von Leveln ist Nintendo vor einer Woche schon einmal in die Kritik der Community geraten. Da wurde nämlich das neue Mario Maker Update veröffentlicht, welches neben neuen Features, auch eine neue Physik für den P-Switch mit sich gebracht hat. Durch diese Änderung ist der P-Switch Sprung nun deutlich schwerer auszuführen. Hatte man vorher genug Zeit zum Abspringen und um sich zu orientieren, ist jetzt der P-Switch Sprung zu einem nahezu frameperfekten Trick geworden. Level, die vorher durch diese Mechanik eine moderate Schwierigkeit hatten, sind jetzt selbst für erfahrene Mario Maker Spieler unüberwindbar geworden.

Durch diese Änderung wurde Fans des Spiels eine fordernde und interessante Mechanik genommen, die vorher in vielen Level Anwendung fand. Das größte Problem jedoch ist, dass es nun zwei verschiedene Verhaltensweisen des P-Switch gibt, denn die bisher erstellten Level sind von dem Update nicht betroffen. Unter dem Hashtag #MakePSwitchesGreatAgain wurde von der Community auf Twitter versucht auf sich aufmerksam zu machen und auch auf Reddit wurde ausgiebig über diese Problematik diskutiert. Auch diverse Gamingseiten haben über diese unpopuläre Änderung berichtet.

Beide Ereignisse haben eins gemeinsam. Nintendo hat sich bisher nicht zu ihnen geäußert. Natürlich kann man sagen, dass von beiden Problemen nur ein kleiner Teil der Mario Maker Community direkt betroffen ist. Der P-Switch Sprung als Trick wird generell nur in den schwierigen Level verwendet und gelöschte Level stellen zwar für jeden ein Ärgernis dar, besonders frustrierend wird es aber erst, wenn der Spieler sehr viel Zeit in das Kreieren des Levels gesteckt hat. Beides betrifft in der Regel nur die hardcore Mario Maker Spieler. Allerdings ist es auch genau diese Hardcore Community, die die faszinierenden und kreativen Level erschafft, die Mario Maker auch für Gelegenheitsspieler zu einem unterhaltsamen Erlebnis machen. Auch als Gelegenheitsspieler weiß man gut designte Level zu schätzen, die entweder in einem originalen Mario Spiel hätten vorkommen können, oder die eine besondere Mechanik präsentieren. Ohne diese Hardcore Spieler, die sehr viel Zeit in ihre Level stecken, den Leveleditor genaustens erforschen und immer wieder nach neuen Herausforderungen suchen, wäre Mario Maker noch mehr von Gegner-Spam und Troll Leveln überfüllt, als es ohnehin schon ist (gut zu erkennen in der 100-Mario Challenge). Grade weil Nintendo bei Mario Maker abhängig von der Community ist, wird es problematisch, sobald diese bei allen Entscheidungen im Dunkeln gelassen und dadurch zunehmend unzufriedener wird. Wer möchte schon 10 – 20 Stunden in das Bauen eines Levels stecken, wenn die Gefahr besteht, dass dieses kommentarlos gelöscht wird. Oder wer will mehrere Stunden in ein Level stecken, um es zu schaffen, danach noch viele Weitere, um den Weltrekord zu knacken, wenn wenige Tage später jede Spur dieser Mühe verloren gehen könnte.

Es ist an der Zeit wenigstens zu erklären, warum etwas geschieht. Niemand kann Nintendo vorschreiben, was sie mit ihrem Spiel zu machen haben, auch wenn das bedeutet, dass sie 6 Monate nach dem Release eine wichtige Gameplaymechanik aus dem Spiel entfernen. Das sind nun einmal die Leiden der „Spiel als Service“ Zeit, in der wir uns momentan befinden. Allerdings sollte Nintendo wenigstens erklären, warum sie so handeln, damit das Feuer direkt im Keim erstickt wird und sich nicht zu einem Flächenbrand entwickelt. Leider wird dieser Service nicht geboten und Transparenz scheint ein Fremdwort zu sein, sodass nur wilde Spekulationen im Netz und eine wütende Community zurückbleiben.