Boxtrolls

Die Boxtrolls

Review

Boxtrolls - CoverDie Boxtrolls wohnen in der Kanalisation, und leben durch das, was die obige Welt wegwirft. Immer nachts kommen die Trolle an die Oberfläche und sammeln dort alles, was sie zum Leben brauchen. Sie müssen dabei vorsichtig vorgehen, da das Gerücht in der Oberwelt vorherrscht, dass die Boxtrolls Kinder essen. Deshalb wurde auch von dem Stadtoberhaupt der zwielichtige Mr. Snatcher beauftragt alle Boxtrolls, die in der Stadt leben, zu fangen. Als Gegenleistung wurde ihm ein weißer Hut versprochen, der ihm Zugang zu der höheren Gesellschaft und zu der Käseverkostung gibt.

Boxtrolls - Nachts in der Stadt

Der Film liefert auf eine simple Art Denkanstöße zu der Frage nach Gut und Böse. Die Fänger halten sich eindeutig für die Guten und die Boxtrolls sind die bösen Monster, dabei verhalten sich die Fänger ganz und gar nicht wie die Guten. Dem Publikum und auch dem jüngeren Publikum wird das deutlich indem die Boxtrolls als relativ niedliche Geschöpfe dargestellt werden und der Jäger nach der Unterhaltung, in der sie festgestellt haben, dass sie die guten sind, ruft: Bleib stehen und lass dich von mir schlagen. Eine wehrlose Kreatur in einem Karton zu schlagen ist aber ganz deutlich keine gute Handlung. Das Ganze jetzt auf die reale Welt zu beziehen geht wahrscheinlich zu weit, vor allem bei dem Zielpublikum, aber interessant das diese Thematik behandelt wird. Wie die Elite der Stadt dargestellt wird, lässt einige kritische Gedanken zu, auch bezüglich unserer Gesellschaft. In der Welt in  Boxtrolls sind die Weißhüte durch Reichtum, Prestige oder Habitus legitimiert. Der Bürgermeister, der auch der Vater von Winnie ist, ist sehr stolz auf seine neuste Investition, einen riesigen Käse. Zunächst hatte der Rat darüber nachgedacht für das Geld ein Kinderkrankenhaus zu bauen, hat sich aber letztendlich für den Käse entschlossen.

Boxtrolls - Lord

Käse und Kisten machen einen nicht zu einer anderen Person, man ist, wie man ist. Eine zweideutige Botschaft. Zum einen positiv, da es aussagt, dass man sich nicht durch Kleidung oder ein besonderes Essen verstellen, und jeder einfach er selbst sein sollte. Zum Anderen sagt es aber auch aus, dass man als Unterschichtler nicht in die gehobene Klasse aufsteigen kann. Man kann zwar sein Verhalten ändern und auch sein Aussehen, aber trotzdem wird man am Ende nicht dazugehören. Snatcher ist eine Art Rattenfänger und das bleibt er auch. Aus seinem Ich kann er nicht raus, auch nicht wenn er sich fein kleidet wie die Herrschaften, einen weißen Hut trägt und im Käsezimmer Käse verkostet.  Meine Interpretation geht hier womöglich etwas zu weit, aber diese Gedanken sind mir beim Angucken des Films gekommen.

Doch etwas Bestätigung finde ich im Ende des Films, durch die dieses Mal offensichtliche Meta-Ebene. Es wird gezeigt wie die Knetfiguren von einem Mann bewegt werden während sie darauf aufmerksam machen, dass sie mühevoll für jede Bewegung von einem anderen Wesen bewegt werden müssen.

Boxtrolls - Niedlicher Troll

Meta-Ebene hin oder her, Boxtrolls ist durchaus ohne irgendwelche Interpretationen ein unterhaltsamer Film, in den die Macher sichtlich sehr viel Mühe und Leidenschaft investiert haben. Nach den ersten fünf Minuten des Films war ich zwar zunächst noch skeptisch, aber je länger der Film andauerte, desto mehr hab ich die Trolle ins Herz geschlossen. Die Geschichte um die kleinen Kreaturen kann einen schon emotional etwas mitnehmen. Vor allem als Mr. Snatcher seinen finalen Angriff auf die letzten freien Boxtrolls ausübt. Auch das Desinteresse der Menschen und speziell des Vaters von Winnie hat mich nicht kalt gelassen. Die zunächst gruseligen Figuren werden nach und nach immer niedlicher, und auch wenn sie ihre körperlichen Makel haben, verlieren sie bis zum Ende komplett ihren anfangs noch vorhandenen Schrecken und wirken, trotz ihres Aussehens, deutlich menschlicher als so mancher Mensch in dem Film.