O Brother, Where Art Thou?  O Brother, Where Art Thou? (2000) on IMDb

Review

91-Zo50SM1L._SL1500_Drei Sträflinge fliehen und erleben, bei der Suche nach dem versteckten Schatz von einem der Drei, ihre eigene Odyssee.

Der Film beginnt mit einem stimmungsvollen Bild, in dem die, in klassisch gestreiften Anzügen gekleideten, Häftlinge aus einem Gefangenenlager rhythmisch mit ihren schweren Hämmern und Hacken auf Steine schlagen und dazu singen. Nur Everett (George Clooney), Pete (John Turturro) und Delmer (Tim Blake Nelson) nicht. Sie huschen durch das neben gelegene Feld, weg von den Aufsehern und den anderen Gefangenen, um sich ihren Weg in die Freiheit zu bahnen. Denn sie haben ein Ziel vor Augen, sie wollen die versteckte Beute von Everetts Überfall finden. Dafür haben sie nur noch vier Tage Zeit, denn dann soll das Tal, in dem das Versteck ist, geflutet und ein Stausee angelegt werden. Auf ihrem Weg treffen sie verschiedene, zum Teil skurrile Personen, wie den Musiker, der seine Seele an einer Straßenecke an den Teufel verkauft hat oder einen Bankräuber, der unter starken Stimmungshochs und -tiefs leidet und auf dem realen Bankräuber George „Babyface“ Nelson beruht.

Der Staat Mississippi wird in „O Brother, where are thou?“ auf eine überzeichnete Weise porträtiert. Auffallend wird Klischee über Klischee bedient, bereits beginnend mit der Anfangsszene in der die Häftlinge in ihren gestreiften Sträflingsanzügen im Straßengraben standen und ihre Spitzhacken rhythmisch, passend zu dem Lied auf ihren Lippen, in den Boden rammten. Anspielungen und Klischees solcher Art ziehen sich über den gesamten Film hinweg.

Die Geschichte der drei Flüchtlinge wird in vielen kleinen Episoden erzählt und durch die zahlreichen Parallelen zu Homers Odyssee oft als eine zeitgenössische Fassung dieser gesehen. Am deutlichsten wird der Bezug in der Episode mit den drei jungen Frauen, die ihre Wäsche im Fluss waschen und mit bezirzendem Gesang die drei Männer in ihren Bann ziehen. Auf außergewöhnliche Weise mischt der Film Elemente aus den mythischen Geschichten mit realen Problemen, die in den Südstaaten, in dem Fall im Bundesstaat Mississippi, 1930 herrschten. Allerdings wird es dem Film nicht gerecht, ihn auf eine 30er Jahre Version der Odyssee zu reduzieren, denn es lassen sich viele weitere Anspielungen aus Literatur- und Filmgeschichte entdecken. So findet zum Beispiel Mark Twains Huckleberry Finn, mit der markanten Floßszene oder die schon mehrfach verfilmte Geschichte um Bonny und Clyde in dem Film platz. Diese und viele weitere Anspielungen machen aus dem zunächst unscheinbarem Film ein inszenatorisches Meisterwerk. Alle Elemente aus Popkultur und Märchen und Mythen vermischen sich gekonnt zu einer epischen Geschichte, die voller Querbezüge, Referenzen und Verschachtelung ist.

Ein Film der Coen-Brüder voller Aussagekraft, Details und natürlich Humor. Die Schauspieler, vor allem George Clooney und John Turturro, verkörpern die Südstaatenhäftlinge absolut authentisch. Funfact: George Clooney soll sich das Skript von einem Freund aus Kentucky auf Band sprechen lassen haben, um sich an die Sprache zu gewöhnen. Wenn es so war hat es geholfen und er hat sich einen für mich als nicht Amerikaner überzeugenden Akzent angelegt.

Auch hervorzuheben ist der gelungene Soundtrack der zu jeder Zeit absolut auf den Punkt stimmig ist. Weiter Funfact: Goerge Clooney hat auch für seinen Gesangsteil geübt, wurde aber dann von Dan Tymanski nachvertont.

Wer die Coen Brüder mag (The Big Lebowski, Burn After Reading) und eine ausgefallene und humoristische Geschichte, mit grandiosen Schauspielern sehen möchte ist bei O Brother, Where Art Thou? genau richtig.


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