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Prisoners  Prisoners (2013) on IMDb

8162IgCzm2L._SL1500_Der Film beginnt in einer Umgebung, die idyllischer nicht sein könnte. Eine friedliche Wohngegend in der gemütliche Einfamilienhäuser mit Vorgarten auf einer ruhigen Straße aneinandergereiht stehen. Dort lebt die Familie Dover, bestehend aus dem toughen Keller (Hugh Jackman), seiner Frau Grace (Maria Bello) und deren zwei Kindern Ralph (Dylan Minette) und Anna. Um gemeinsam Thanks-Giving zu feiern, machen sich die Dovers, zu einer befreundeten Familie gleich in der Nachbarschaft auf. Nach dem Essen setzen sich die Teenager in den Keller ab, während sich die Erwachsenen im Wohnzimmer zusammenfinden, trinken und Spaß haben. Nur bei den jungen Töchtern kommt Langeweile auf, und sie gehen nach draußen zum Spielen. Eigentlich kein Problem in der Gegend. Später am Abend fällt erst auf, dass die beiden Kinder fehlen. Die Eltern suchen das gesamte Haus ab, aber keine Spur der zwei Kinder. Auch die beiden Teenager haben sie seit dem Essen nicht mehr gesehen. Keller rennt noch zu seinem Haus, um sicherzugehen, dass die beiden nicht dorthin sind. Aber vergebens, die beiden bleiben verschollen. Da fällt Ralph der aus der Idylle heraus stechende Wohnwagen ein, den er bei einem Spaziergang vor dem Essen noch in der Nähe geparkt gesehen hat und der auch die Aufmerksam der beiden Mädchen auf sich gezogen hatte.

Spätestens jetzt wird den Familien der Ernst der Situation bewusst und sie schalten die Polizei ein. Sofort ist Detektiv Loki (Jake Gyllenhaal) unterwegs und kann auch schnell den besagten Wohnwagen ausfindig machen. Zunächst scheint der Schuldige bereits gefunden, vor allem nachdem er versucht mit quietschenden Reifen davon zu fahren. Aber spätestens bei dem Verhör stellt sich heraus, der junge, leicht behinderte Fahrer, der kaum zu einem vollständigen Satz in der Lage ist, kann nicht der Täter sein. Detektiv Loki muss ihn gezwungener Maßen wieder gehen lassen. Ganz zum Unverständniss von Keller. Er hat von Anfang an versucht aktiv bei der Suche nach seiner Tochter zu helfen und die Polizei zu unterstützen, doch nachdem der mutmaßliche Täter einfach nach Hause gehen durfte, verliert er das Vertrauen in die Polizei. Er sieht die einzige Chance seine kleine Prinzessin jemals wiederzusehen darin, sie auf eigene Faust zu finden. Dabei schreckt er vor nichts zurück. Er schnappt sich den Jungen, den er für den Täter hält und will durch Folter aus ihm herauskriegen, wo sich seine Tochter befindet.

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Prisoners schafft es von Anfang an eine düstere Stimmung zu verbreiten. Wenn die Gegend auch sehr idyllisch ist, wirkt der Film doch durch gekonnte Inszenierung direkt bedrohlich. Dabei lässt sich Prisoners mit Thrillern der Coen Brüder wie Sieben oder Fargo vergleichen. Das kann daran liegen, dass es sich bei Roger Deakins auch um den Stammkameramann der beiden handelt. Sobald der Wohnwagen, der wie ein Fremdkörper in der Nachbarschaft steht, zum ersten Mal zu sehen war, ist einem bewusst, dass etwas Grauenvolles passieren wird.

Eindrucksvoll sind ab der Entführung die Entwicklungen der verschiedenen Charaktere. Keller wurde schon am Anfang des Films als tougher Typ vorgestellt, als er mit seinem Sohn auf der Jagd war und ihm klar macht, man muss immer auf alles vorbereitet sein. Bis jetzt konnte er seine Familie auch vor allem beschützen und das erwartet sie auch von ihm. Er will etwas unternehmen und versucht aktiv der Polizei zu helfen. Im Gegensatz dazu, seine Frau die sich komplett mit ihrer Trauer und Angst in sich zurückzieht. Sie zerbricht an der Situation und kann ihr Bett nicht mehr verlassen. Die Wahrscheinlichkeit sinkt von Tag zu Tag, ja von Minute zu Minute, dass die beiden Kinder wieder lebend auftauchen. Nachdem dann noch der Verdächtige freigelassen wurde, kann auch der pragmatische Keller nicht mehr anders, als selbst für die Rückkehr seiner Tochter zu sorgen. Seiner Frau erzählt er nichts, nur Franklin weiht er ein.Franklin erachtet zwar die Folter als falsch und stellt sich moralisch über Keller, aber aufhalten will er ihn auch nicht. Ebenso später als die Frau von ihm dazukommt. Auch sie hält das Unterfangen von Keller für abstoßend, aber sie ist doch froh, dass er es tut. Anfangs sind es Faustschläge ins Gesicht. Immer und immer wieder schlägt Keller auf das Gesicht von dem Jungen ein, bis es so angeschwollen ist, dass er seine Augen kaum mehr öffnen kann. Je länger die Folter andauert, umso deutlicher kann man beobachten wie Keller selbst an ihr zerbricht.

Die Story scheint bekannt, denn Entführungsfilme gibt es genug, vor allem nach Taken ist der Bedarf gedeckt. Doch hat Prisoner eine erfrischend andere Herangehensweise. Fernab von Hollywoodinszenierung, viel mehr ist alles düster gehalten, der Vater ist kein Held, sondern eigentlich komplett hilflos. Diese Verzweiflung, die im Verlauf des Films in unbändige Wut umschlägt und zu Handlungen fernab jeder Rationalität führt, wirkt vollkommen glaubwürdig. Dazu lässt es eine Stimmung entstehen, die man auch nach dem Film nicht ohne weiteres abschütteln kann. Die 153 Minuten Spielzeit nutzt der Film komplett aus um die Charaktere zu zeichnen und gleichzeitig spielt er durch die lange Laufzeit mit seinem Publikum. Der Zuschauer wird bis zum letzten Moment über den Verbleib der Kinder im Unklaren gehalten und fiebert selbst mit Keller mit. Auch geht Prisoneres über ein einfaches schwarz/ weiß Denken hinaus. Es gibt nicht die inkompetente Polizei, die nichts hin bekommt und Papa muss nun alles richten. Die Polizei und vor allem Detektiv Loki hängt sich mit Leib und Seele in den Fall. Tag und Nacht arbeitet er, erlebt aber bei seinen Ermittlungen natürlich auch Rückschläge. Wie im echten Leben, fallen die negativen Dinge natürlich sofort auf, sodass vor allem Keller, aber auch die anderen Elternteile sich ein Bild von den Ermittlern gemacht haben, in dem diese sich weder für ihre Töchter interessieren, noch in der Lage wären das Verbrechen aufzuklären.

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Zunächst war ich irritiert von dem Titel und ich hatte doch zuerst vermutet, dass der Vater nach einem Akt der Selbstjustiz ins Gefängnis muss und es um den „wie hätte man selbst gehandelt“ Gedanken gehen würde. Doch dem war nicht so. Die Gefangenschaft ist eine andere und lässt sich bei jedem der Charaktere beobachten. Z.B. ist Clara gefangen in ihrer Trauer und Angst um ihre Tochter, die sie fast lebensunfähig macht. Dazu kommt der Konsum von Beruhigungstabletten, der sie ans Bett fesselt. Keller ist zunächst ein Gefangener seiner eigenen Persönlichkeit. Er muss seine Familie beschützen und auf alles vorbereitet sein. Hat er doch sogar für den Notfall einen Panic Room in seinem Haus eingerichtet. Doch in dieser Situation ist er hilflos. Auch seine Frau erhöht den Druck auf Keller weiter, indem sie ihm vorwirft er habe versprochen, seine Familie vor allem beschützen zu können. Eigentlich ist Keller schon vor der Folter zusammengebrochen, nur hat sich dieser Zusammenbruch anders geäußert. Als er die Hilflosigkeit nicht mehr ertragen konnte, ist er aktiv geworden, hat sich den Täter geschnappt und begonnen ihn durch Folter dazu zu bringen ihm zu Verraten wo die Kinder sind. Sich der Hilflosigkeit ergeben war für ihn keine Option, zum Einen weil er vor seiner Familie nicht das Gesicht verlieren möchte, zum anderen will er aber auch sich selbst gerecht werden.

Es wird auf unglaublich bedrückende Art die Suche nach einer vermissten Tochter erzählt. Besonders durch die authentische Entwicklung der Charaktere, die zusehends auf ihre Art versuchen mit der Situation fertig zu werden, aber alle scheitern und an der Situation zerbrechen.


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